Übersetzbarkeit von literarischen Texten und Fachterminologie


Auch für eine lediglich begrenzte Auswahl einschlägiger, in den Texten und Biographien zur Region häufig wiederkehrender Termini ist es vielleicht hilfreich, zunächst ein paar Gedanken zur Übersetzbarkeit von einer Sprache in eine andere vorauszuschicken. Im Laufe der Zeit entwickelten sich mehrere Übersetzungstheorien, die verschiedene Ansätze aufnahmen. Es lassen sich aber allgemein zwei Theorien unterscheiden: eine, die mehr traditionell und linguistisch orientiert ist, und eine moderne, die vor allem handlungs- und kulturorientiert vorgeht. Eine der heikelsten Fragen bei einer Übersetzung ist immer, was betont werden soll, was verloren gehen kann und wie man den Sinn und die Funktion des Textes in die andere Sprache überträgt. Beide Sprachen – Deutsch und Tschechisch – hatten seit dem 19. Jahrhundert eine merkwürdige Beziehung: die Tschechen haben sich darum bemüht, eine eigene, selbständige tschechische Sprache zu etablieren und zugleich die in ihrer Sprache verfasste Literatur den anderen Nationen zu vermitteln. In dieser Zeit entstehen also nicht nur Übersetzungen aus anderen Sprachen ins Tschechische, sondern zugleich auch Übersetzungen aus dem Tschechischen. Deutsch diente bei diesen Bemühungen als eine Art „Zwischensprache“ (bei der Übersetzung von Miltons Paradise Lost ins Tschechische hat zum Beispiel Jungmann auch die deutsche Übersetzung verwendet). Gleichzeitig lebten am Anfang des 20. Jahrhunderts in Prag mehrere bilinguale Übersetzer jüdischer Abstammung (P. Eisner, R. Fuchs, O. Pick oder E. Saudek), die es der tschechischen Literatur ermöglicht haben, im europäischen Kontext wahrgenommen zu werden. Diese zwei Tatsachen beweisen laut Koschmal, dass tschechische Literatur im deutschen Kontext mehr als eine „Übersetzungsliteratur“ war.
Es gilt als allgemein akzeptiert, dass eine Übersetzung (egal ob literarische oder nicht) ihre Grenzen hat: keine zwei Sprachen sind so kompatibel, dass das eine in der anderen Sprache in denselben Worten ausgedrückt werden kann. Zugleich aber stellt die Übersetzung eine Tätigkeit an der Grenze dar (wie es Otokar Fischer formulierte): nicht nur handelt es sich um eine Tätigkeit an der Grenze zweier Sprachen, sondern es ist gleichzeitig Übersetzung an der Grenze der verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und außerdem zwischen Kunst und Wissenschaft. Das ist letztendlich auch die Position der Böhmerwaldliteratur, die sich immer an der Grenze befand. Einerseits wurde die Landschaft politisch, andererseits auch sprachlich und kulturell geteilt: und das ist auch an den Übersetzungen der deutschen Böhmerwaldliteratur zu sehen, gilt aber darüber hinaus auch für alle Literatur und ihre Terminologie zwischen den beiden Sprachen. Dem soll ein kleiner, spezifischer Wortschatz Rechnung tragen. Die hier folgenden Beispiele sind vorläufig und gewissermaßen nur als eine Art Einblick in die „Werkstatt“ einer solchen Unternehmens zu verstehen. Ziel ist es, auch die hier noch mit Fragezeichen versehenen Beispiele durch komparative Recherche im Deutschen wie Tschechischen aufzulösen.

Folgende Punkte sind dabei interesseleitend:
1.    Begriffe aus der literarischen Theorie der Übersetzung
        2.    konkrete Beispiele aus der Literatur im Kontext des Projektes - Übersetzungen „des Räumlichen“ innerhalb von Konzepten

Begriffe
Raumforschung, Kulturlandschaft, Raum, Böhmerwald (und das tschechische Wort „Šumava“-wie sieht hier die Etymologie aus usw.?), Ort (tschechisch – místo kann Stelle, Ort oder Platz bedeuten), Heimatliteratur. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Begriffen, deren beidseitiger Kontext zu erklären sein wird.

Motive/ literarische „Begriffe“
WALD
1.    Waldeinsamkeit  (lesní samota u Klostermanna ins Deutsche übersetzt – lesní samota = v češtině evokuje primárně stavení stojící osaměle v lese / v němčině je to pocit)
2.    Waldgänger (Stifter – Lesní poutník)
3.    Waldkindheit (L. H. Mally: Selige Waldkindheit – Blažené šumavské dětství)
4.    Waldgruß (Johann Peter: Waldgruß - Pozdrav lesům)
5.    Heimatwald (Sepp Skalitzky: Heimatwald - Rodný les)
6.    Waldheimat (H. Watzlik: Waldheimat – Šumava, G. Urzidil: Adalbert Stifters Waldheimat – Stifterův lesní domov)
7.    Waldburg (F. Höller: Stifters Waldburg (Ruinen Wittinghausen) – Stifterův hrad v lesích (Vítkův kámen))
8.    Waldeinwärts (A. Schott: Waldeinwärts - Do lesů)

BERG
1.    Bergsee (L. H. Mally: Selige Waldkindheit – Blažené šumavské dětství): ...um Mitternacht rollte der Mond vom Himmel/ und lag im Bergsee zerschlagen. - o půlnoci se měsíc z nebe skutálí/ a roztříští se v skalách nad jezerem.
2.    Bergwind (L. H. Mally: Selige Waldkindheit – Blažené šumavské dětství): horský vítr
3.    Berghang: ebd. Svah

HEIMAT
1.    Heimatort (J. Gangl: Josef Gangl spricht mit seiner Mutter – Rozhovor s matkou) - domov
2.    Heimatzäune (L. H. Mally: Selige Waldkindheit – Blažené šumavské dětství) – mnaches ist nicht direkt übersetzt (Weltsehnsucht – touha po světě  - J. Ratz: Adalbert Stifter’s Einsamkeit – Stifterova osamělost)
3.
TAL
1.    Tal (in mehreren mehrere Gedichten als – údolí)
2.    Tannental (H. Watzlik – Gunther der Einsiedler – Poutník Vintíř) – nad jedlemi


GRENZE
1.    Sprachgrenze (H. Watzlik – Sprachgrenze, Jazyková hranice)